RAW tanz*werke 2023
Di 31.10.–So 5.11.2023
Kulturhaus Dock 4 – Halle / Deck 1 / Hof | Elisabethkirche
RAW. tanz*werke 2023 ist der Titel des vom tanz*werk Kassel veran- stalteten Tanz- und Performance Festivals. Es ist das erste Tanzfestival seiner Art und findet vom 31. 10.– 5. 11. 2023 in Kassel statt. Das Festival bietet dem Publikum die Möglichkeit, Tanzstücke sowohl aus Kassel als auch aus verschiedenen Städten Deutschlands zu sehen. Unter dem Begriff RAW [raw /r ɔː /: roh, rein, elementar, orginal, impulsiv, unver- fälscht, nackt, ursprünglich] werden Stücke gezeigt, die sich konkret mit dem Körper beschäftigen, eine starke Physikalität aufweisen und an elementaren Themen des zeitgenössischen Tanzes und der Perfor- mance arbeiten. Eingeladen sind außergewöhnliche Künstler*innen, deren Handschrift in genreübergreifenden Arbeiten die notwendige Formfindung für gesellschaftsrelevante Inhalte abbildet, oder die mit der Bespielung von öffentlichen Räumen dem zeitgenössischen Tanz Sichtbarkeit in Kassel verleihen.
Von den Kuratorinnen:
Wir laden Dich ein, Körper und Raum zu spüren. Nur wenn wir uns auf den Körper und den Raum beziehen, können wir die Essenz wahrzunehmen. Jedes Stück, das wir ausgewählt haben, hat seine eigene spezielle Dimension von RAWNESS. Die Themen der Stücke befassen sich mit Emotionen, die von Liebe und Zugehörigkeit bis hin zu Enttäuschung, Zerstörung und Leid reichen. Sie stellen eine Verbindung zur Natur und den Elementen dieses Planeten dar, aber auch zu den alltäglichen Ebenen der Gesellschaft, den sozialen und menschlichen Bedürfnissen nach Fantasie, Traum und Flucht. Komm und entdecke, was RAWness für dich sein könnte.
Wirf einen Blick auf unsere beiden Workshops und wage es, dich mit uns live im Studio zu bewegen.
Für diejenigen, die sich entscheiden, die ganze Woche einzutauchen, haben wir ein Festivalticket zu einem einmaligen Preis.
Herzlichst, Verena Piwonka und Deborah Smith-Wicke
Infos, Anmeldung, Vorbestellung, Tickets:
Doppel-Abend-Ticket 18 € | erm. 12 €
Einzelticket 12 € | erm. 8 €
Festival-Ticket 100 € | erm. 65 €
3er Stück-Ticket 30 € | erm. 20 €
5er Stück-Ticket 48 € | erm. 34 €
3er Doppel-Abend-Ticket 45 € | erm. 30 €
5er Doppel-Abend-Ticket 75 € | erm. 50 €
Workshop Single 20 € | erm. 15 €
Workshops Doppel 35 € | erm. 25 €
Performances
Di 31. 10. 2023 | 19 Uhr | Kulturhaus Dock 4 – Deck 1
Doppelabend Dienstag Part 1
Niemals genug Hände, um uns zu entknoten.
Man sieht nichts, es ist da. Unsichtbar eingraviert in das Gedächtnis der Luft. Die Haare in deinem Nacken stellen sich auf, messen die Spannung. Es spuckt. Zu viel Reibung. Was flüssig war, wird klebrig fest. Was, wenn wir akzeptieren, miteinander verbunden zu sein, mit Schmerz und mit Vergnügen?
Wir akzeptieren die Abhängigkeit. Bewegen uns in unserer Ohnmacht, Macht und dem Dazwischen. Identifizieren uns mit anderen Spezies und lauschen den Geräuschen von Pilzen. Erweitern wir unsere andro- zentristische Perspektive und entgleiten in eine Welt fluider Identi- täten!
Choreografie, Performance: Sophie Sengle, Franziska Ullrich
Di 31. 10. 2023 | 20 Uhr | Kulturhaus Dock 4 – Deck 1
Doppelabend Dienstag Part 2
A signal that travels down through your heart episode #1
... ist eine kinetische Lobrede auf die romantische Liebe, wo stereo- type Erzählungen über das Verliebtsein zu kurz greifen. Was passiert, wenn die sensorische Umgebung als zentraler Bezugspunkt dekonst- ruiert wird und die Liebe nicht von zwei, sondern von drei weiblichen Körpern in der heutigen Zeit gleichzeitig beschrieben wird? Durch das kinetische Vokabular und die analytische Untersuchung der modernen Reflexion von Romantik entfaltet das Stück den verborgenen Aspekt der Liebe, jenseits der Wurzeln des Patriarchats, um das Konzept der Liebe selbst neu zu definieren und zu überdenken.
Künstlerische Leitung: Eva Georgitsopoulou
Dramaturgie: So Young H. Kim
Performance – Movement Research: Sevasti Zafeira, Tamae Yoneda, Eva Georgitsopoulou
Musik /Sound-Design: Nefeli Lysimachou
Kostüme: Nefeli Perifanou
Mi 1.11. 2023 | 18 Uhr | Elisabethkirche Friedrichsplatz
Doppelabend Mittwoch Part 1
BALG – teneri frammenti
Angelehnt an das Triptychon »Die große Kreuzigung« des Malers Karsten Kraft rührt dieser Abend im Zusammenspiel von Musik, Tanz und Videoprojektionen an die Texturen des Schmerzes. Deren haptische Erfahrbarkeit und die Grenzen dieser Wahrnehmung werden in vielfachen Spiegelungen immer wieder neu befragt. Enthüllt und verdeckt zugleich wird der ungeschützte Körper auf sein Menschsein zurückgeworfen und von diesem aufgefangen. Der unterschiedlichen Form- und Klangsprache barocker und zeitgenössischer Orgelmusik folgend, entsteht die Choreografie, die im Dialog zwischen live-Performance und Video den Begriff des Tanzsolos erweitert.
Konzept: Evelin Stadler / Martin Lücker
Choreografie, Tanz, Video: Evelin Stadler
Orgel: Martin Lücker
Musik: G. Frescobaldi, J. P. Sweelinck,
O. Messiaen, F. Gerhardt, K. Huber
Kostümidee: Giuseppe de Filippis
Mi 1.11. 2023 | 20 Uhr | Kulturhaus Dock 4 – Deck 1
Doppelabend Mittwoch Part 2
nowhere
Ein Drittel unseres Lebens lassen wir unserer Phantasie freien Lauf,
indem wir träumen. Sobald wir aber im Wachzustand sind, wehren wir uns dagegen und setzen in unserer modernen Welt die Filter der Logik und Effizienz ein. So hilfreich diese Filter auch sein können, reduzieren wir damit unsere Umwelt auf Kategorien und Stereotypen und berauben uns einer unendlichen Wahrnehmung.
»nowhere« stellt die positive Kraft des Träumens in den Fokus und entführt uns im Wachzustand in eine Welt, in der alles möglich ist. Eine Welt, in der alles mit allem kommunizieren kann. Eine Welt, in der sich unsere Gewissheiten und Kategorien auflösen und wir auf Distanz zu unseren so augenscheinlichen Klarheiten gehen können.
Konzept, Choreografie, Tanz: Cristiana Casadio
Outside Eye, Künstlerische Betreuung: Brit Rodemund, Julia Christ, Stefan Sing
Licht: Citronella Antholz
Produktion: Julia Peters
Do 2. 11. 2023 | 18 Uhr | Kulturhaus Dock 4 – Halle
Doppelabend Donnerstag Part 1
CAPTURES
... zielt darauf ab, den Körper als kalligrafisches Zeichen zu unter- suchen und zu erforschen, das den Raum und sein historisches Gedächtnis unterstreicht, hervorhebt, mit ihm in Dialog tritt und mit ihm interagiert. Der Körper passt sich an und schwingt mit der Vib- ration jedes Kontextes mit. Er ist den historischen Schichten, die an jedem Ort fluktuieren, weder fremd noch kann er von ihnen getrennt werden: Sein Zustand ändert sich je nach Umgebung, seine Bewe- gung schreibt und beschreibt, wird zur Stimme und Präsenz dessen, was scheinbar Stille und Abwesenheit ist. Wir schaffen einen Dialog zwischen dem Körper und dem genius loci – dem Geist des Ortes.
Gezeigt werden eine Reihe von Stop-Motion-Videos und Fotografien sowie eine Live-Performance.
Recherche und Performance: Rosalie Wanka und Paola Evelina
Do 2. 11. 2023 | 20 Uhr | Kulturhaus Dock 4 – Deck 1
Doppelabend Donnerstag Part 2
Die Wende. Aufgewachsen unter normalen Leuten.
»Bei uns an der Ostsee gibt es keine Gezeiten. Die Welle, die uns in den 90ern überrollte,
hat viele von den Beinen gerissen.«
Wie findet man sich in der neuen Realität zurecht, wenn die Welt
wie man sie kannte, unkontrollierbar verschwindet; und wenn die Gefühle, die das hervorruft, wertlos zu sein scheinen wie in der unter- gegangenen DDR?
Geboren 1987 in Rostock, setzt sich Lukas Steltner mit dem Ort seiner Kindheit und Jugend auseinander, indem er Elemente aus Breaking und zeitgenössischem Tanz mit Live-Projektionen, Soundscapes, Texten aus Recherchen sowie Fragmenten aus eigenen Erinnerungen mischt.
Choreografie, Tanz: Lukas Steltner
Videokunst: Lucian Patermann
Soundkonzept, Design: Cornelia Friederike Müller (CFM)
Fr 3. 11. 2023 | 19 Uhr | Kulturhaus Dock 4 – Foyer
Doppelabend Freitag Part 1
Ytong
Die Sohlen der Flamenco-Schuhe sind mit Stahlspikes präpariert. Ich stehe auf dem Ytongstein und tanze einen Zapateado – ohne abzurutschen. Der Stein bricht und wird von den Spikes zu Staub zermahlen. Der Tanz ist ein Akt der Zerstörung und gleichzeitig ein skulpturaler Vorgang.
Konzept, Performance: Maren Strack
Fr 3. 11. 2023 | 20 Uhr | Kulturhaus Dock 4 – Deck 1
Doppelabend Freitag Part 2
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THE NOMAD (OMUTAMBUUZE)
Das Stück (Solo) wurde geschaffen, um die Reise von Migrationen und Umsiedlungen zu zeigen, ohne seine wörtliche Bedeutung zu verleugnen. Das Leben eines Künstlers ist immer in Bewegung,
und jeder Umzug bringt neue Möglichkeiten des Überlebens mit sich. Das Solo ist eine Visualisierung des Denkens über eine der Etappen meines Lebens, sowohl als Mensch als auch als Künstler und Performer. Das Bühnenbild ist eine einfache und geradlinige Kulisse mit Steinen (Felsen), die die Landschaft während des Gedankens an die Reise zeigt, während die Musik ein ruhigeres, meditatives Gefühl vermittelt, um die Bilder und die Bewegung zu ergänzen und alles zusammenzubringen.
Konzept, Performance: Shafiki Sseggayi
Sound-Design: Donato Deliano
Dramaturgie: Wencke Krieger deMatos
Kostüme: Maria Walters
Sa 4. 11. 2023 | 14 Uhr | Kulturhaus Dock 4 – Hof
Twin Hunters Corporation
Ein Blick in die Runde. Die Moderne erzieht uns zu freien Individuen. Jeder ist besonders, jeder ist einzigartig. Wir sind privilegiert und müssen damit umgehen. Glück ist ein Ergebnis. Wenn man hart genug arbeitet, kann man es erreichen. Aber was ist, wenn unsere Träume nicht wahr werden? Wir brauchen Ausreden. Hier ein Gedankenex- periment: Du bist nicht allein. Es ist nicht deine Schuld? Vielleicht
gibt es zwei. Wir entwickeln die „Zwillingstherapie“, um zu erklären, warum Sie sich hilflos und verloren fühlen. Wir machen uns dabei die Tatsache zunutze, dass sich niemand an den Tag seiner Geburt erinnern kann und es daher möglich ist, dass es noch einen anderen gibt, einen Zwilling. Was ist, wenn dieser Zwilling einen bestiehlt, irgendwo da draußen das Leben lebt, das man eigentlich leben sollte, und einem alles nimmt, was man hat? Was bleibt dann übrig? Wir schaffen eine Phantasie, die Sie entspannen lässt. Sie sind nicht mehr verantwortlich. So lächerlich die Zwillingstherapie klingt, so verfüh- rerisch und lukrativ ist sie. Zumindest für die Therapeuten. Es ist eine Verschwörungstheorie, aber wen interessiert das schon, solange die Menschen alles dafür geben, was sie haben. Die Unwahrscheinlichkeit spielt keine Rolle. Im Gegenteil, wenn sich das Lächerlichste als wahr herausstellt und man den Leuten seit Jahren erzählt, dass man eine Legende sein wird. Wer möchte nicht eine Legende sein?
Choreografie, Tanz: Paulina Bedkowska, Leon Stille
Sa 4. 11. 2023 | 19 Uhr | Kulturhaus Dock 4 – Halle
Doppelabend Samstag Part 1
The Milky Way
In den großen Händen der Welt liegt mein kleines Herz. In meinen kleinen Händen liegt das große Herz der Welt. Können Sie sich vor- stellen, wie es ist, Ihren Körper als Musik oder Tanz wahrzunehmen? Ihn als komplex, vielschichtig und kohärent wahrzunehmen? Wie ist es, seinen Körper als Meer, als Wald, als Kosmos wahrzunehmen? Ohne die Schwerkraft würde alles in unserer sich drehenden Galaxie ins All fliegen. Was wäre, wenn wir die Schwerkraft verlören? Wir verstehen oft nicht, wer wir sind und was wir werden können. Wir können nicht immer dieselben sein. Jede Veränderung kostet Kraft. In solchen Momenten fangen wir an, uns zu bewegen.
Konzept & Performance: Narendra Patil und Iulia Patil
Sa 4. 11. 2023 | 20 Uhr | Kulturhaus Dock 4 – Deck 1
Doppelabend Samstag Part 2
Schwimmen
In dieser Klang- und Tanzperformance beschäftigen sich die beiden Künstler*innen mit dem physikalischen Phänomen des Schwimmens. In einem wandelbaren Versuchsaufbau aus Licht, Klang- und Bewegungsobjekten wird die Grenze zwischen den Elementen erkundet und die Schwerkraft als aktive Mitspielerin eingeladen.
Ein Spiel zwischen Materialien unterschiedlicher Beschaffenheit und den sich bewegenden menschlichen Körpern. Denn: Jeder Kraft nach unten wohnt die gleiche Gegenkraft nach oben inne und jede Bewegung erzeugt eine Gegenbewegung.
Kann man beim Schwimmen schweben?
Tanz und Klangobjekte: Velia Malika Hahnemann
Schlagwerk und Klangobjekte: Olaf Pyras
So 5. 11. 2023 | 18 Uhr | Kulturhaus Dock 4 – Deck 1
Abschluss des Festivals
ROOM 340
Eine Vermählung von Klang und Bild. Eine Verschmelzung von Sinnen. Room 340 ist ein Ort, an dem Klänge gesehen und Bilder gehört werden. Zwei Darstellerinnen und eine Abfolge von Ereignissen, die zwischen sinnvoll und sinnlos, zwischen logisch und absurd schwanken.
Konzept, Choreografie: Aurora Magrí, Chiara Leonardi
Dramaturgie, Sound: Zaneta Kesik
Workshops
Sa 4. 11. 2023 | 15–17 Uhr | Kulturhaus Dock 4 – Halle
Workshop mit Rosalie Kubny
arrive & unfold
In diesem Workshop werden wir bei uns ankommen, um uns zu ent- falten. Wir werden still, um laut zu sein. Wir werden ruhig werden, um uns zu bewegen. Wir sinken in uns selbst, um uns auszudrücken.
Wir beginnen mit dem grundlegenden Begriff des Ankommens: Ankommen an diesem Ort, in diesem Moment, in deinem Körper, in allem, was für dich gegenwärtig ist. Wir schaffen eine Bewusstheit für das, was ist. Wir tauchen tief ein, lassen die Dinge los, bis wir einen Punkt erreichen, an dem die Verbindung hergestellt ist.
Von dort aus beginnen wir uns zu bewegen, wir beginnen zu erfor- schen. Wir fangen von vorne an. Wir beginnen mit dem, was ist, und lassen dies unsere Bewegungen, unser Sein, unseren Körper, unsere Kreativität beeinflussen. Von diesem Moment des Ankommens, beginnen wir uns zu bewegen und zu improvisieren – allein und in der Gruppe.
In diesem Workshop kombinieren wir Meditationspraxis & authenticity work mit Bewegungspraxis & Improvisation, um unsere Bewegungen neu zu erforschen.
Für Laien & Professionals (Sprache: Deutsch)
So 5. 11. 2023 | 15–17 Uhr | Kulturhaus Dock 4 – Halle
Workshop für Professionals mit Shafiki Sseggayi
Der Workshop entwickelt sich in einer reichen und kraftvollen Fusion zwischen traditionellem afrikanischem Tanz und meinem eigenen persönlichen Stil. Mein Ziel ist es, tief in das Kraftwerk der Bewe- gung einzudringen und die Kraft in der Fortbewegung des Körpers freizulegen sowie die Wellenbewegungen der Wirbelsäule voll aus- zunutzen. Nachdem wir unsere Basiskraft aufgebaut haben, geht die Klasse in den rhythmischen Teil über, um die erdenden Aktionen zu verschmelzen und uns auf schnelle Bewegungen vorzubereiten – so schnell wie wir können, aber auch so langsam wie wir es wünschen.
Die Klasse kombiniert Elemente der funktionellen Fitness, Bodenarbeit, Coreplay, grundlegende Akrobatik und rhythmische Fußarbeitsmuster. (Sprache: Englisch)