TANZHAUS TEMPORÄR Nº11
Tanzhaus temporär Nº11
Architektur der Zeit – die ewige Beziehung
05.09. - 08.09.2024
Kuratiert von Deborah Smith-Wicke
Das Tanzhaus temporär N° 11 des tanz*werk kassel beschäftigt sich mit der Architektur der Zeit. Raum und Zeit erfahren wir im Tanz, in der Bewegung. Beim Durchschreiten des Raumes vergeht Zeit, vergeht Strecke, altert der Körper. Zeit ist nicht die gemessene Zeit. Zeit IST. Raum: ist Behälter fürMaterie, ist architektonischer Raum, ist sozialer Raum für Interaktion, istgeographischer Raum, ist virtueller Raum, ist Ausdehnung.
Das Vergehen der Zeit wird sichtbar in Veränderung. Das Leben der Körper und Dinge ist nicht »haltbar«, ist in ständigem Wandel. Die innere Freiheit erreichen wir nicht durch das Festhalten an Materiellem, sondern in der Bewußtwerdung der Zeit. In der Zeit, im Moment sein. Konfrontieren wir uns mit der Endlichkeit oder der Unendlichkeit?
Die Performances des Tanzhaus temporär N° 11 beschäftigen sich auf spiritueller, psychologischer, mathematischer, musikalischer Ebene mit der Beziehung zwischen Raum und Zeit.
Die Eröffnung des 11. Tanzhauses am 5. 9. findet als Doppelabend mit zwei Soloarbeiten statt: Re-trace of a trace, leaving a trace, in a trace von IlanaReynolds und Gravity – die Geschwindigkeit des Daseins von Abdennacer Leblalta.
Am Freitag den 6. 9. präsentiert der Choreograph Max Levy seinen Tanz-Kurzfilm A Song Without Words. Anschließend wird das von Max Levy choreographierte Trio Clepsydra zu sehen sein.
Am Samstag kann man die Arbeit von Levy in einem zweistündigen Workshop physisch erfahren.
Den Abschluß des Wochenendes bildet das Duett mit der Klarinettistin Andrea Nagy und dem Tänzer und Choreographen Michael Langeneckert mit dem Stück Time and Motion.
Seit 2022 veranstaltet das tanz*werk kassel die Reihe Tanzhaus temporär. Während dieser Zeit waren spannende Tanzstück und Performances in dem Rahmen in Kassel zu sehen, die das weite Spektrum des zeitgenössischen Tanzes gezeigt haben. Das große Interesse des Publikums hat uns mit unserem Vorhaben unterstützt und gestärkt. Auch für das Tanzhaus temporär
N°11 freut sich das tanz*werk kassel über einen erfrischenden Austausch zum Thema Architektur der Zeit.
Tickets an der Abendkasse oder über Ticketbereich
Tanzhaus-temporär-Ticket für 3 Veranstaltungen: 38 EUR | erm. 30 EUR
Einzelticket / Doppelabend: 16 EUR | erm. 12 EUR
Workshop: 25 EUR | erm. 20 EUR
*Reservierung: info@tanzwerk-kassel.de
PROGRAMM
Re-trace of a trace, leaving a trace, in a trace
Traces: photographs of a time gone by / coffee stains on a page of a book / footprints in the mud / sawdust
Dieses Solo ist das zweite in einer Reihe von Soli, die ich aus dem Tanzarchiv der französischen Choreografin Christine Brunel reaktiviert habe. Indem ich die Fotografien, Artikel und choreografischen Notizen von Brunels Solo Umriss (1997) durchforste, nähere ich mich diesen archivierten Spuren als Zeitkapseln, als stille Momente verdichteter Zeit, die durch einen Körper reaktiviert und erweitert und in Form eines neuen Solos in den Raum projiziert werden: Re-trace of a trace, leaving a trace in a trace.
Originale Choreografie: Christine Brunel
Konzept/Tanz/Rekonstruktion: Ilana Reynolds
Fotografie: Wilfried Krüger
Musik: David Darling
GRAVITY – die Geschwindigkeit des Daseins
Die Erde dreht sich einmal alle 23 Stunden, 56 Minuten und 4,09053 Sekunden. Messungen der Zeit. Diese Geschwindigkeit erzeugt eine Kraft, die ausreicht alles von der Erde zu werfen. Wie ist es, dass wir stillstehend die Bewegung der sich drehenden Erde nicht spüren? Wie existieren wir mit dieser Bewegung? Beeinflusst sie unseren inneren Zustand als Menschen? Die Schwerkraft ist eine elastische Kraft für alle Teilchen des Körpers und spiegelt sich in der »Persönlichkeit der Körper« und ihrem Lebenswillen wider. So wie Erde und Wasser an dem Globus festhalten, so fällt jedes Kind »in sein Leben« (algerischer Sprache), es ist die Schwerkraft, die uns existieren lässt.
Konzept/Choreografie/Performance: Abdennacer Leblalta
Musik/Sound/Komposition: Abdennacer Leblalta
Do. 05.09.24 l 19:30 Uhr l SOZO Halle 2 Grüner Weg 15-17
Doppelabend
Fr. 06.09.24 l 19:30 Uhr l SOZO Halle 2 Grüner Weg 15-17
Doppelabend
A Song Without Words (Kurzfilm)
A Song Without Words folgt zwei Freunden, die sich in Isolation und Konfrontation entfremdet haben und Angst haben, sich auf die Existenz des anderen einzulassen. Eine Erweiterung des Eskapismus und der Akzeptanz individueller und kollektiver Realitäten, die das Wie und Warum des Ausweichens vor dem Unvermeidlichen hinterfragt.
Ein Auf und Ab von Emotionen und Anziehungskraft, A Song Without Words spricht über Vermeidung, Risiko und Intimität in einer Zeit des unsicheren Standes und der unausweichlichen Begegnungen.
Konzept und Direktion: Max Levy
Choreografie: Max Levy in Zusammenarbeit mit Miguel
Toro
Performance: Max Levy, Miguel Toro
Kamera: Jubal Battisti
Weitere Kamera: Yaiza Davilla Gomez
Clepsydra
Clepsydra ist ein Akt gemeinsamer Hypnose, bei dem drei Tänzer und das Publikum in einer meditativen Studie über einfache Wahrnehmungen verschmelzen. Das nach einer antiken Wasseruhr benannte Stück erforscht das Konzept der Zeitdilatation/Zeitdehnung: Jedes Wesen nimmt die Zeit je nach seiner Masse und Geschwindigkeit anders wahr.
Clepsydra lädt uns ein, über einen einzigen Moment heiliger Bindungen und temporärer Formen nachzudenken, die sich immer wieder neu anordnen, um Wunder, Verlust und Solidarität zu überwinden.
Choreografie: Max Levy
Performance: Francesca Ciaffoni, Yuri Fortini, Max Levy
Originale Komposition: Max Levy
Lichtdesign: Max Levy
Sa. 07.09.24 l 12-14 Uhr l SOZO Halle 2 Grüner Weg 15-17
MAX LEVY
Kompositonsworkshop über Zeitdilatation
In diesem Workshop gibt Max Levy einen zweistündigen Einblick in die Prozesse hinter seiner meditativen Arbeit Clepsydra. Der Workshop beschäftigt sich mit den Werkzeugen des Loopings und der Entwicklung, die die Bausteine von Levy ̓s Arbeit sind. Es geht darum zu erforschen, wie kleine Entscheidungen zu größer und größer werdenden Veränderungen führen können. Mit Hilfe von Beobachtung, Spezifität und Vorstellungskraft werden am Ende des Kurses eigene Muster und Konstellationen aus den grundlegenden gemeinsamen Werkzeugen erstellt.
Der Workshop richtet sich an Profis und Studierende, die eine professionelle Tanzausbildung absolvieren.
So. 08.09.24 l 18 Uhr l SOZO Halle 2 Grüner Weg 15-17
Time and Motion
Time and Motion setzt sich inhaltlich mit der simplen Begegnung von Musik und Tanz, Tanz und Musik in seiner ursprünglichsten Form auseinander. Eine Musikerin und ein Tänzer suchen nach Möglichkeiten der künstlerischen Kommunikation. Zwei Kunstformen lassen sich unvoreingenommen auf ein Zusammenspiel ein, welches wie in einer menschlichen Beziehung Höhen
und Tiefen durchläuft.
Der Abend wird durch ein Solostück für Bassklarinette von Andrea Nagy und durch ein Solotanzstück von Michael Langeneckert erweitert.
Klarinette und Bassklarinette: Andrea Nagy
Choreografie und Tanz: Michael Langeneckert
Outside eye: Jonas Onny
Musik: Toshio Hosokawa (* 1955), Edi for clarinet (2009); Márton Illés (* 1975), Drei Aquarelle für Klarinette (2014); Brian Ferneyhough (* 1943), Time and Motion Study I (1971 –1977)